Familienmoderation

Die Familienmoderation oder auch das Konfliktgespräch mit Familien im Rahmen von Pflegebedürftigkeit ist ein noch junges Feld in Deutschland. Eine erste Fortbildung entstand 2011 im Rahmen des Projekts „Neuheit für Pflege – Netzwerk zum Gesundheitsschutz für nicht erwerbsmäßig Pflegende“ der Unfallkasse NRW/DGUV. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgte durch das Department für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke. In einer Angehörigenfokusgruppe wurde damals deutlich, dass pflegende Angehörige keine Anlaufstelle haben, wenn Konflikte in häuslichen Pflegesituationen auftreten. Ein typisches Beispiel ist die Organisation der Pflege bei plötzlich eintretender Pflegebedürftigkeit. Ein Familienmitglied rutscht ungewollt und oft unbewusst in die Pflegesituation bzw. wird in sie gedrängt. Es wird von ihm erwartet, die Betreuung des Pflegebedürftigen zu organisieren und sicherzustellen, ungeachtet der eigenen Lebensplanung und Bedürfnisse. Es entsteht eine Situation, die eine neutrale Moderation erfordert.

Aufgrund solcher Situationen wurde ein entsprechendes Seminar initiiert, in dem vor allem professionell Pflegende das Handwerkszeug erhalten, um entsprechende Familiengespräche zu moderieren. Zentral ist der systemische Ansatz. Ebenso werden Grenzen deutlich aufgezeigt. Die zahlreichen therapeutischen Berührungspunkte erfordern eine hohe Sensibilität. Moderatoren müssen in der Lage sein, diese zu erkennen und über ein gutes, lokales Netzwerk verfügen, um bei Erreichen der Kompetenzgrenzen gezielt an andere Angebote weitervermitteln zu können.

In der Praxis zeigt sich selten ein reines Konfliktgespräch. Häufig handelt es sich um ein Konglomerat an Problemen, so dass es zu einer zwangsläufigen Verknüpfung von Konfliktmoderation, Beratung und Case Management kommt.

Informationen zum Seminar „Moderation von Konfliktgesprächen in Familien im Rahmen von Pflegebedürftigkeit“ finden Sie auf der Homepage der Unfallkasse NRW www.unfallkasse-nrw.de

 
Literatur

Ouatedem Tolsdorf M. (2017): Familienmoderation – Hilfe für Konflikte in der Familie. Gepflegt zu Hause 3/2017, 2-3 

Tolsdorf M (2016): Zuhören, analysieren, aufzeigen. Familienmoderation ist auch eine Aufgabe der Pflege. Pflegezeitschrift 1/2016

Tolsdorf M. (2015): Evaluation des Seminars der Unfallkasse NRW „Moderation von Konfliktgesprächen in Familien im Rahmen von Pflegebedürftigkeit" in der Versorgungspraxis. Abschlussbericht für die Unfallkasse NRW. (unveröffentlicht)

Tolsdorf M. (2015): Familienmoderation: Konflikte lösen. Angehörige pflegen 3/2015

Tolsdorf M. (2014): Konflikte in häuslichen Situationen lösen. In Pflege 2015. Bern: Huber 

Tolsdorf M. (2013): Jetzt reicht’s! Familienmoderation bei Konflikten in häuslichen Pflegesituationen. PADUA 2, 127-133

Unfallkasse Nordrhein-Westfalen (Hrsg. 2013): Abschlussbericht des Modellprojekts „Neuheit für Pflege“. www.beim-pflegen-gesund-bleiben.de/infos_zum_projekt/abschlussbericht/

Eine umfangreiche Liste mit weiterer, ausgewählter Literatur rund um das Thema Familienmoderation finden Sie hier