Statement
Durch Information, Schulung, Beratung und Moderation in Gesundheits-/ Krankheits- und Pflegefragen sollen die Menschen eine größtmögliche Selbstbestimmung erreichen. Jeder Mensch und seine Bezugspersonen haben gegenüber den professionellen Akteuren das Recht auf individuelle Bildung und Beratung. Nehmen sich die Pflegeberufe, als größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen, deutlicher dieser Aufgabe an, wird es eine spürbare Qualitätsverbesserung geben. Pflegebezogene Patienten-und Familienedukation ist ein eigenes und wachsendes Aufgabenfeld in der Pflege, es bedient sich verschiedener Strategien – im direkten Kontakt können dabei Information, Schulung und Beratung fluktuieren.
Ziel und Zweck des Vereins
Ziel und Zweck des Vereins ist es, durch Entwicklung und Unterstützung von Patienten- und
Familienedukation in der Pflege:
- diese als Aufgabe der Pflege in Deutschland zu verankern,
- durch die Errichtung des Netzwerkes, den Informationsfluss der Mitglieder und Beteiligten untereinander zu fördern, Patienten- und Familienedukation in der Öffentlichkeit darzustellen und eine Lobby zu schaffen,
- die Situation von kurz- und/oder langfristig pflegebedürftigen Menschen durch Schulung, Information und Beratung zu verbessern.
Diese Ziele verfolgen wir konsequent, indem wir uns als Mitglieder verpflichten, die Grundsätze pflegebezogener Patienten- und Familienedukation zu beachten und weiter zu entwickeln.
Pflegebezogene Patienten- und Familienedukation zeichnet sich aus durch eine Orientierung am realen und individuellen Lebenskontext. Es sollen Hilfen zur Alltagsbewältigung gegeben werden, Symptomkontrolle ist dabei eine notwendige, aber keine hinreichende Basis.
Die Adressaten pflegebezogener Edukation sind alle Menschen und ihre Angehörigen, die Krankheit und/oder Pflegebedürftigkeit oder Behinderung bewältigen müssen – dies kann in allen Settings, ob Klinik, Altenheim oder Häuslichkeit geschehen.
Es werden Unterstützung zur Selbstpflege gegeben, Optionen eröffnet und Autonomie gefördert. Dort wo es möglich und gewünscht ist, soll die Kontrolle über das eigene gesundheitliche Schicksal an die Betroffenen „zurück“ gegeben werden.
Die Arbeit des Netzwerkes speist sich aus verschiedenen theoretischen Ansätzen der Pflegewissenschaft, Pädagogik, Psychologie, Medizin und der gesundheitsbezogenen Wissenschaften. Integriert sind Elemente der Gesundheitskompetenz, Selbstwirksamkeit, subjektive Krankheitstheorien, Verlaufskurvenmodelle, Empowerment, Coping-, Kontroll- und Veränderungsstrategien, Stressmodelle und Ansätzen sozialer Unterstützung. Als besonders tragfähig hat sich das Modell der Salutogenese von Aaron Antonovsky erwiesen, mehr darüber erfahren Sie hier.
Unsere Qualitätsmerkmale pflegebezogener Patienten- und Familienedukation
Pflegebezogene Patienten- und Familienedukation ist geprägt von einer wertschätzenden Haltung. Dazu gehören Respekt und Akzeptanz der Person und ihrer Autonomie, Einfühlungsvermögen in die jeweilige Situation und selbstverständlich Diskretion.
Die Professionellen in der pflegebezogene Patienten- und Familienedukation sollten über mehrere Kompetenzen verfügen. Dazu gehören:
- Fachkompetenz: Dies bedeutet eigene Fachkompetenz, neuzeitliches Wissen zum Thema muss vorhanden sein (Bildung!). Ausdrücklich bedeutet es aber auch, die Anerkennung des Patienten als Experten seiner Krankheit im Alltag. Der Wissensstand und die Einstellung von Patienten und Familien wird erkundet und beachtet.
- Methodenkompetenz: Pflegebezogene Patienten- und Familienedukation arbeitet nach psychologischen und pädagogischen Prinzipien (Grundlage: Konstruktivismus) Weiter gehören dazu die Beachtung von Lern- und Motivationstheorien sowie die Anwendung von Grundlagen der Methodik und Didaktik.
- Soziale Kompetenz: Grundlage sozialer Kompetenz ist die Kommunikationsfähigkeit. Dabei ist Kommunikation nicht nur ein Austausch von Informationen, sondern beinhaltet immer ein „in Beziehung sein“ zum anderen Menschen. Kommunikation und Interaktion sind in der pflegebezogenen Patienten- und Familienedukation untrennbar miteinander verbunden.
Pflegebezogene Patienten- und Familienedukation arbeitet mit multimedialer Informationsvermittlung. Zu den Qualitätskriterien der verwendeten Medien gehören die Aktualität der Inhalte, eine erkennbare Autorenschaft und Datierung, Quellenbelege sowie eine zurücktretende Werbung.
Pflegebezogene Patienten-und Familienedukation bedarf breiter Strategien: von der Gestaltung/Bewertung schriftlicher Materialien, über Gesprächsleitfäden, Beratungsansätze, Schulungskonzepte hin zu Postern, Filmen oder Internetaktivitäten.
Pflegebezogene Patienten- und Familienedukation will eigenes Lernen bei den Betroffenen anregen und Hinweise auf weiterführende Informationen geben. Falls erforderlich, werden Kontakte zu anderen Experten hergestellt und vermittelt - dabei sind Kenntnisse über regionale Angebote besonders wichtig.
Pflegebezogene Patienten- und Familienedukation ist ein prozesshaftes Geschehen. In allen Aktivitäten sind Plan und Struktur erkennbar, das Vorgehen wird dokumentiert.
Pflegebezogene Patienten- und Familienedukation zeichnet sich durch einen niedrigschwelligen Zugang und ein nutzerorientiertes Design auf allen Ebenen aus. Dazu gehören besucherfreundliche Öffnungs- und Beratungszeiten, eine ansprechende, vertrauenserweckende Umgebung, die Verfügbarkeit von geeigneten Materialien und Medien aller Art. Es existieren Angebote für unterschiedliche Gruppen, z.B. Migranten, Kinder, Suchtgefährdete oder behinderte Menschen.
Gute Öffentlichkeitsarbeit ist ein Rückgrat des Vereins, durch Publikationen, Tagungen, Versenden von Informationsmaterial und unsere Homepage sind wir präsent.
Eine Vielzahl von Bildungsmaßnahmen und Qualifikationsangeboten können vom Verein bereitgestellt werden. Sie reichen von Kapiteln zum Thema in Pflege-Grundlagenwerken, zahlreichen Bücher, Vorträge und Ein-Mehrtagesseminare (Mitglieder können angefragt werden).
Pflegebezogene Patienten- und Familienedukation findet auch unter Beachtung ökonomischer Bedingungen und Grenzen statt. Der Kostenfaktor darf nicht zu einem Ausschluss des Zugangs von finanziell schwächeren PatientInnen und Familien führen.
Pflegebezogene Patienten- und Familienedukation ist eng vernetzt mit anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens und zeigt sich offen für Kooperation, Koordination und Interdisziplinarität.
Pflegebezogene Patienten- und Familienedukation bietet ein breites Feld für Pflegeentwicklung und Pflegeforschung. Im gegenseitigen Austausch mit pflegewissenschaftlichen Studiengängen an Universitäten und Fachhochschulen gehen wertvolle Impulse für eine weitere Professionalisierung der Pflege aus.
Patienten und Familienbezogene Edukation bedarf einer fundierten Weiterentwicklung durch fortlaufende Evaluation. Die Orientierung aller Aktivitäten an Qualitätskriterien ist eine Grundlage unserer Arbeit.
Leitbild
- Wir sehen es als unsere Aufgabe an, die Entwicklung und Unterstützung von Patienten- und Familienedukation in der Pflege als originäre Aufgabe des Pflegeberufes in Deutschland zu verankern.
- Wir verpflichten uns durch die Mitgliedschaft in unserem Verein den netzwerklichen Gedanken zu leben und deshalb den Informationsfluss untereinander zu fördern und Patienten- und Familienedukation in der Öffentlichkeit darzustellen.
- Wir pflegen den Klienten gegenüber und untereinander einen Umgang, der von Respekt, Verantwortung und gegenseitiger persönlicher Wertschätzung geprägt ist. Wir nehmen unser Gegenüber mit seinen Bedürfnissen und Interessen wahr und nehmen diese ernst.
- Wir hinterfragen unsere Arbeit kritisch und halten sie auf einem neuen Stand. Dazu setzen wir uns mit aktuellen Ereignissen im Gesundheitswesen auseinander, ggf. erarbeiten dazu Stellungnahmen.
- Wir verfolgen mit unserer Vereinsarbeit und ihren Ergebnissen ausschließlich gemeinnützige Zwecke und verstehen diese als selbstlos.
A. Abt-Zegelin, C. Büker, J. Gossens, G. Risse, im Januar 2002
Literatur
Antonovsky,A.: Health,stress und coping, San Francisco:Jossey-Bass, 1979
Bloom, S. B. et al.: Taxonomien von Lernzielen im kognitiven Bereich.
5. Aufl. Weinheim/Basel: Beltz 1986 (© 1956)
Dave, R.H.: Eine Taxonomie pädagogischer Ziele und ihre Beziehung zur Leistungsmessung.
In:IngenkampKh./Th. Masolek (Hg.): Möglichkeiten und Grenzen der Testanwendung in der Schule Weinheim/Basel: Beltz 1968
Krathwohl, D. et al.: Taxonomie von Lernzielen im affektiven Bereich.
Weinheim/Basel: Beltz 19